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Reisebericht Berlin 2013

Bericht über meinen ersten 70.3 Ironman 2013 in Berlin

Vorwort:

Schon lange hatte ich mich auf diesen Zeitpunkt gefreut und umso mehr, als der Wettkampf in Rapperswil wegen eines Erdrutsches abgebrochen wurde.

Aufgrund eines Infektes auf der Lunge, musste ich im Frühjahr schon auf die Challenge in Fuerteventura verzichten. Es blieb mir also genug Zeit um mich penibel auf diesen Event vor zu bereiten.

Mein Trainer Lubos Bilek sorgte dafür, dass ich jeweils nach Feierabend genug mit Training beschäftigt war und somit war die Voraussetzung geschaffen, mindestens vom Pensum her, auf einen schmerzfreien und schnellen Wettkampf hin zu arbeiten. Durchwegs positiv gestimmt, nahm ich die Reise auf mich.

 Und jetzt mal der Reihe nach...

Anreise 14.6.2013

Schon früh morgens durfte ich mich bepackt mit Rad- und Kleiderkoffer zum Flughafen Kloten begeben, wo das AirBerlin Flugzeug nur darauf wartete mich in die wunderschöne, historische Hauptstadt Deutschlands zu befördern.

Um knapp 10.00 Uhr kam ich dann auch ins traditionell-, stylvoll eingerichtete Hotel „Sarotti-Höfe“ an.
„Der Name hat Geschichte: Sarotti war dazumal ein erfolgreiches Familienunternehmen welches hochqualitative, von Milch- bis Zartbitter- Schokolade herstellte. Heute gibt es die Marke noch, doch das Unternehmen gehört nun zu einer grösseren Holding und deren Produkte zählen heute nach wie vor zu den edelsten der Branche.“

Um diese Zeit warteten dort auch meine Freunde aus Wien, „Doc. Tom- Thomas Falle und seine bezaubernde Freundin Vera“, auf mich.

Wir hatten uns seit dem letzten Ironman 70.3 in Zell am See nicht mehr gesehen, blieben jedoch ständig übers Telefon und  Mail in Kontakt. Welch eine Freude, uns zu einem neuen Bewerb, wie die Österreicher es nennen, zu treffen.Wir hatten uns viel zu erzählen, so dass der Morgen bald zum Nachmittag wurde. Wir tranken Capuccino zusammen, ehe wir uns aufmachten unsere Bikes zusammen zu bauen....

Nachdem wir nun endlich unsere Räder wieder einigermassen in den Ursprungszustand verwandelt hatten, machten wir uns auf den Weg, die Gegend ein bisschen zu erkunden.

Da bereits die Sicherheitsvorbereitungen für den Besuch des US-Präsidenten Barack Obama am laufen waren, hat die Stadt etwas einer Festung geglichen. Die dauernd vorbeifahrenden, schwarzen Luxus-Limousinen haben bei mir den Eindruck erweckt, als ob der Präsident bereits in Berlin eingetroffen wäre.

Wie auch immer...weiter zum Bericht...Wir waren plötzlich am Brandenburger Tor und gegenüber dem Reichstagsgebäude...hatte das Ganze beim ersten Besuch in Berlin schon gesehen, und doch war ich wieder von der Grösse und Ästhetik dieser Monumente überwältigt.

 

Startunterlagen

Nachdem wir mit einem bescheidenen Menu die Kohlenhydratspeicher zu füllen begannen, sind wir zum Hotel zurück. Die Zeit verging so schnell. Kaum hatte ich das Zimmer bezogen, musste ich bereits wieder los um mit Tom die Startunterlagen abzuholen.

Als wir dann zum Wettkampfgelände am Tempelhofer Flughafen ankamen, waren wir beide erstaunt über die sehr bescheidene und für solche Anlässe eher übersichtliche Expo ...

Zurück im Hotel, war es an der Zeit einige Sachen auszupacken. Daraufhin ging es bald wieder los zu einem kleinen, vom Hotel unweit gelegenen und sehr köstlichen Restaurant „good morning vietnam“, wo wir weiterhin versuchten, die nötigen kulinarischen Carbobomben in uns zu drücken.

 

 

 Doc. Tom versuchte sich als Fotograf ;-)

 

Erschöpft, jedoch zufrieden aufgrund der vielen Impressionen, liessen wir es uns nicht nehmen, ein paar Süssigkeiten aus dem Hause Sarotti zu verköstigen. Danach war dann auch schon Nachtruhe angesagt...

 

Vorwettkampftag

Eigentlich hatten Vera, Tom und ich um 9.00 Uhr im Frühstücksraum abgemacht, doch alle drei waren dann auch schon mal eine halbe Stunde früher da....war es vielleicht bereits ein bisschen die Wettkampfnervosität???

Nach ausgiebigem Frühstück haben Tom und ich schon die erste Vorbelastung auf dem Rad gemacht und sind die Strecke zum und im Tempelhofer Flughafen zur Erkundung in lockerem GA1 Tempo gefahren. Auf den Landepisten, wo am Sonntag die Kilometer abgespult werden mussten, lagen zu unserem Erstaunen ziemlich viele Glasscherben und Bierdeckel. Keine guten Umstände - Wir waren besorgt um unsere Reifen und fuhren die Strecke mit Argusaugen ab.

Die anschliessende, obligatorische Wettkampfbesprechung liessen wir uns auch nicht entgehen und nahmen die Infos der Rennleitung ohne Überraschungseffekt, zur Kenntnis.

Zurück im Hotel, machten Tom und ich uns gleich auf, ein paar Kilometer zu laufen...Wir mussten es sachte angehen, da sich Tom die Woche zuvor beim Training eine Wadenverletzung zugezogen hatte. Nach vier Kilometer lockeres Einlaufen, war Ruhe angebracht, ehe es dann wieder zur Transition area 1 an die Spree ging. Hier war auch der Check-in fürs Bike.

Nachdem wir jeden Schritt, vom Wasserausstieg, zum Wechselbeutel-, bis hin zum Fahrrad fassen aus jeder möglichen Perspektive angeschaut und durchgemacht hatten, waren wir für ein paar scherzige Fotos aufgelegt. Beim verlassen der Weschelzone schauten wir uns nochmals die Schwimmstrecke an, die sich gefühlt nach weitaus mehr als angegeben, unseren erschöpften Gemütern, präsentierte.

 

 

Perspektive aus der Sicht des Wasserausstieges

 

 

Froschperspektive des Timechips

 

 

Perspektive eines Unfallchirurgen und meiner Wenigkeit

 

 

Strecken- und Zeitplan

 

 

Perspektive unserer Schwimmstrecke

 

Nach diesem letzten Check, waren die Kohlenhydratreserven wieder an der Reihe. Diesmal war der Italiener dran, der uns mit frischen Kartoffelgnocchi noch den Rest des Tankes auffüllte.

 

Wettkampftag

Wie gewohnt bei diesen Anlässen, war um 5.00 Uhr früh bereits Tagwache. Nach einem reichhaltigen Frühstück auf der Terrasse von Tom und Vera, sind wir dann auch schon vom Taxi abgeholt worden, welches uns zum Schwimmstart bzw. Transition area 1 beförderte. Nach den letzten Checks am Rad, Räder aufpumpen, Tacho montieren, Getränke in die Halterung stellen..., ging es langsam los. Aus sicherer Entfernung haben wir den Pro’s beim Start zugeschaut und uns ein weiteres und letztes Bild der Schwimmstrecke gemacht.

 

swim

Unsere Agegroup wurde bald schon aufgerufen und gebeten sich in die Vorstartzone zu begeben.
Die Aufwärmübungen für die ganze Schulter- Arm- und Rumpfmuskulatur hatten wir bereits hinter uns.
10 Minuten vor dem Start durften wir endlich mal in die Spree um eine Kostprobe der Wasserqualität zu nehmen. Darauf habe ich allerdings vorab mal freiwillig verzichtet. Obwohl der Veranstalter mehrmals über die Lautsprecher verlauten liess, dass die Wasserqualität in den vergangenen Wochen mehrmals geprüft worden sei, schien mir die Angelegenheit doch ein bisschen riskant. So – nach ca. 300m einschwimmen und ein paar Sprints, setzte ich mich zu vorderst an die Startlinie. Tom hat sich direkt hinter mir positioniert, damit ich ihm ein bisschen Wasserschatten geben konnte. Auf einmal tönte es aus den Lautsprechern „two minutes to go“- „one minute to go“ und plötzlich gings los...

Mit einem Sprint versuchte ich mich an die Gruppenersten zu orientieren und an ihnen dran zu bleiben , was mir auch sehr gut gelang. Ich dachte Tom hätte alles auch mitgehalten, doch nach dem Rennen hat er mir verraten, dass er mich genau 5 Sekunden gesehen hat, dann war ich weg;-)

Flussabwärts- schwimmend erreichte ich mit der Spitzengruppe auch schon bald die Wendeboje und dann begann das Spektakel.

Bei der zweiten Hälfte kam alles ein bisschen anders:

Eine feine, aber fiese Gegenströmung, als auch von der Seite kommende Wellen, haben mich vorab nicht grossartig gestört, da ich subjektiv gut drauf war. Zumal ich die Spitzengruppe immer noch im Visier und schon etliche, der 5 Minuten vor mir, gestarteten Athleten überholt hatte. Ein ca. auf halber Distanz des Rückwegs vorbeifahrendes Schiff, hat mich durch den Wellengang gezwungen, eine gehörige und unfreiwillige Kostprobe der Spree zu nehmen... unter uns gesagt, ich hatte nicht selten, schon deutlich besseres „Wasser“ getrunken und frage mich heute noch, welche Beurteilungskriterien bei den Behörden da wohl bei der Prüfung gegolten haben.

Egal – in diesem Moment hatte ich ehrlich gesagt auch keine Zeit, noch Lust, mir ein detailliertes Bild über die Biochemische Zusammensetzung dieser Flüssigkeit zu machen.

Als ich nach knapp 33 Minuten aus dem Wasser kam (zuzüglich 3 min. fürs Umziehen und schminken) und mich zum fassen des Blauen Bike-Beutels begab, konnte ich es nicht lassen, kurz auf die Uhr zu gucken. Im ersten Moment eine Ernüchterung. 

Da fast noch alle Beutel aus meiner Agegroup an der dafür vorgesehenen Vorrichtung hingen, dachte ich – die Anderen müssen wohl doch noch am Baden sein. Doch der Wettkampf hatte erst gerade mal begonnen. Raus aus dem Neo, Helm an, Schuhe an und weiter zum Rad. Wow, es stand genau inmitten aller anderen Räder meiner Konkurrenz, an dem Ort, wo ich es einen Tag zuvor hingestellt hatte oder besser gesagt, ich wusste noch wo es positioniert war und eierte nicht wie manch anderer Athlet in der Wechselzone rum, weil der Orientierungssinn versagte. Im Eiltempo gings, das Bike vor mich herschiebend, über eine für 400m mit einen blauen Teppich überzogene Kopfsteinpflaster-Strasse zur Hauptverkehrsachse – aufs Rad und los!

 

bike

Bis jetzt war die Welt total in Ordnung! Ruhig vorab, dachte ich mir und trat einfach mal locker meine 220 Watt. Trotzdem habe ich schon einiges an Boden gut gemacht und überholte wieder etliche der vor mir gestarteten Gruppen. Der Wind machte sich durch Berlin fahrend zunehmend bemerkbar – am Flughafen vorbei und Richtung Kreuzberg bzw. Hotel Sarotti, raste mir noch Michi Raelert, der Weltmeister, entgegen – der war wahrscheinlich schon auf der zweiten Runde, von drei!

 

Irgendwann als ich mit einem Durchschnitt von ca. 65km/h das Kreuzbergquartier runter raste, konnte ich im Augenwinkel und in meiner vollen Konzentration für meine Tätigkeit, unsere Spitzen-Sportfotografin Vera am Strassenrand entdecken, die Pausen- und Endlos auf den Auslöser ihres Fotoapparates drückte.

 

 

 

Serieaufnahme aus dem lockeren und flinken Zeigefinger Vera’s

 

Und tschüss...!!!

Daraufhin ging es zur richtigen Herausforderung, auf das Gelände des Flugplatzes Tempelhof, wo der Wind mit jeder Minute zunahm. Habe mir sagen lassen, dass es Zeitweilen bis zu 28km/h Windstärke hatte.

Tja, da musste ich wohl oder übel durch. Doch wie bereits schon in anderen Berichten von mir angekündigt, hatte der „Wettermacher“ auch dieses mal was gegen mich. Der Wind sollte eigentlich aus Südwesten kommen – das tat er auch, doch sobald es wieder die Piste rauf ging, drehte er und ich durfte meine Laktatschwelle wieder mal erreicht haben. Nicht unbedingt der Gegenwind alleine, war die grösste Herausforderung, doch eher die 24 180° Wenden mit dem Stop and Go- Charakter, hatten es in sich.

 

 

 run

Mit einer, für meine Verhältnisse, enttäuschenden Radzeit von 2h30min (plus 3min fürs Umziehen + Getränkerückgabestelle), machte ich mich an die letzte Disziplin.

 

Mit einem guten 5er Schnitt auf den Kilometer liess ich es, wie gewohnt nach dem Wechsel, langsam angehen.Zunehmend konnte ich das Tempo bis auf 4.15min/km erhöhen, doch plötzlich nach Kilometer 10, Krämpfe im Bauch – das mussten bestimmt die Nachwirkungen der unfreiwilligen Wasserdegustation sein...

Egal – habe mir ein WinForce Kokosgel ins Gesicht gedrückt und schon lief es nach ein paar bangende Minuten wieder einigermassen rund.

 

Es sollte bis dahin meine persönliche Bestzeit beim Laufen werden. Leider suchten mich bei Km 14, stichartige Schmerzen in der Kniegegend auf. Ich versuchte alleine durch mentale Stärke, die Sache zum Positiven zu wenden. Es gelang mir jedoch nicht (damit will ich nicht sagen, dass ich mental schwach bin, sondern, dass der Körper einfach mal rebellierte - damit das auch mal gesagt ist). Die Schmerzen wurden immer heftiger, was mich dazu zwang, das Tempo erheblich zu drosseln – mein Ziel hatte plötzlich einen ganz anderen Umfang bekommen, von den Top 10, auf bloss ins Ziel zu kommen. So einfach kann man sich das Leben wieder leichter machen;-)

Auf der Laufstrecke kamen mir etliche bekannte Gesichter, unter anderem auch Tom entgegen, der bereits ein- bis zwei Runden Rückstand auf mich hatte. Seine Mimik liess nichts Gutes erahnen. Die Waden streikten wieder und nachdem ich abgeklärt hatte, ob ich was für ihn tun könne, konzentrierte ich mich erneut auf den Zieleinlauf.

Auf den letzten Metern habe ich viele leidende Gesichter gesehen und deswegen zolle ich jedem Teilnehmer einen riesen Respekt.

 

 

In jeder Hinsicht erschöpft, aber glücklich darüber, dass ich das Ziel erreicht hatte, warf ich mich in die Child pose um wieder Kraft zu tanken.

 

Bald kam dann Doc.Tom auch schon in den Zielbereich, wo Vera und ich angespannt auf ihn warteten und froh drüber waren, dass er trotz humpeligem Laufstil und schmerzverzerrtem Gesicht, noch ganz bei Laune war.

 

Die Emotionen nach so einem Rennen sind überwältigend und die ganze Anspannung, die einem so plötzlich loslässt, treibt einem auch schon mal das eine oder andere Freuden-Tränchen auf die Wangen – bei mir natürlich nicht, obwohl ich eher nah am Wasser gebaut bin.

 

Schlusswort

Tom und ich haben nun den Ironman 70.3 Berlin als positiven Trainingseffekt abgebucht. Wir holten unsere Räder, welche mit Isogetränken überschüttet und dekoriert waren, wieder aus dem Sicherheitsbereich ab und anschliessend ging es gaaanz laaaange 2km zurück zum Hotel.

 

Dort wartete bereits der Sarotti-Schokoladenkuchen auf mich, welchen ich mir während des Rennens ständig vor Augen führte, visualisierte und schlussendlich auch bekam. Insofern bin ich der Meinung, dass Visionen bzw. Träume wahr werden können, also lass ich mich nicht davon abhalten es weiterhin zu tun.

 

Obwohl die Beine heute immer noch etwas müde sind und nach wie vor beim Treppenlaufen (au-au-au) schmerzen, sind die Gedanken bereits bei der nächsten Herausforderung. Man sagt ja, dass nach dem Wettkampf, auch vor dem Wettkampf ist.

Ich freue mich jetzt schon, am 1. September 2013 den Ironman 70.3 in Zell am See zu bestreiten und meine Freunde Vera und Tom, wie auch viele andere bekannte Gesichter wieder zu treffen. Nebst der wundervollen Kulisse, hat es mir das stimmungsvolle und herzliche österreichische Volk angetan.

Hiermit hoffe ich, den Einen oder Anderen Eindruck so geschildert zu haben, dass man sich etwas darunter vorstellen kann. Auf die zahlreichen Enthusiasten, die mich in Zell wieder anfeuern kommen, zähle ich jetzt schon.

Euer Dani